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Ein großer Mann im kleinen Laden

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Er ist 87 Jahre alt und könnte schon längst in den Ruhestand gehen, jedoch Herr Kazimierz Wojnowski hat keine Lust, auf seine Arbeit zu verzichten. In Breslau führt er einen unscheinbaren Spielzeug- und Schulbedarfladen, sein Leben hat er jedoch den Katastrophenopfern und anderen Bedürftigen gewidmet. Er ist in Polen und auch im Ausland bekannt.

Ein kleines Pavillon an der Kreuzung der Straßen Piastowska und Sienkiewicza. In den Schaufenstern Spiele, Puzzles und anderes Spielzeug. Vor dem Eingang bunte Windräder, Hula-Hoops und jede Menge kindliches Krimskrams. Die Eingangstür steht immer offen, und im Ladeninneren erblickt man einen älteren, nicht sehr großen Herrn. Das ist Herr Kazimierz Wojnowski, der seit mehreren Jahrzehnten sein Geschäft an diesem Ort betreibt. - Und das ist nicht irgendein einfacher Kiosk – versichert Herr Kazimierz.- Sehen Sie, ich habe hier ganz normal fließendes Wasser und sogar einen Keller – zeigt er auf eine hölzerne Klappe im Lagerbereich. Im Inneren herrscht ein kindliches Durcheinander. Spielzeug, Spiele, Stifte und Hefte sind in den Regalen verteilt und das Ordnungssystem, das dahinter steckt, ist wohl nur dem Besitzer bekannt. Plötzlich betritt eine junge Frau den Laden. Herr Kazimierz geht gleich in die Offensive. - Was brauchen Sie? Wir haben hier alles! - versichert er fröhlich. - Ich schaue mich erstmal ein bisschen um – antwortet die junge Frau. Herr Kazimierz kehrt währenddessen zu seiner Erzählung zurück.

Eingang durch den Spielzeugladen

Von außen sieht der Laden von Herr Kazimierz wirklich sehr unscheinbar aus. Schachtel der Spiele, die in den Schaufenstern ausgestellt sind, sind schon längst durch die Sonne verblichen und ihre Titel sagen nur demjenigen etwas, der sich noch an eine Welt ohne Computerspiele erinnert.

sklep przy ulicy Piastowskiej 40

Im Inneren erwartet den Besucher allerdings ein Sortiment, für das sicherlich nicht wenige elegante Salons mit Kinderspielzeug stolz sein würden. - Alt? Keinesfalls! Fast jeden Tag laufe ich durch die ganze Stadt und sehe nach, was es Neues gibt. Ich steige ins Taxi, besuche einige Großhändler, sehe mir die Neuheiten an und wähle das Sortiment aus, das sich bei mir gut verkaufen könnte – versichert der Breslauer.

Das bestätigte mir auch meine Bekannte, die für ihren Sohn Monster Trucks suchte. - In allen Geschäften waren sie bereits ausverkauft, und der Kleine gab keine Ruhe, denn alle Jungs bei ihm im Kindergarten schon dieses Spielzeug hatten. Dann sind wir in diesen Laden in der ul. Piastowska gegangen. Mein Sohn begann zu weinen, als er ihn sah, weil er schon sicher war, dass es auch hier keine mehr gibt. Wir kamen herein und es gab sie doch und gleich alle Modelle! - erzählt meine Bekannte begeistert. Wenn also etwas in den Ladenketten ausverkauft ist, sollte man noch bei Herr Kazimierz nachschauen.

- Am Anfang, als ich diesen Laden von einer Dame gekauft habe, das war irgendwann in den 80er, betrieb ich hier ein Geschäft mit Blumen und Zimmerpflanzen. Damals war ich der einzige Händler in Polen, der Orangenbäume im Sortiment hatte! - sagt Pan Kazimierz. - Dann habe ich den Laden in ein Antiquariat umgewandelt, es lief jedoch nicht besonders gut, denn ein Antiquariat außerhalb der Stadtmitte hatte wenig Chancen auf Erfolg. Dann war noch ein Buchladen und schließlich bin ich bei Spielzeug und Spielwaren gelandet – erzählt er.

Spielzeugladen ist nur ein "Vorwand"

- Eigentlich ist das hier mein Büro. Ich wollte nicht, dass die Besucher bei mir zuhause anrufen oder vorbeikommen, wenn sie irgendwelche Informationen brauchen, deshalb schicke ich sie hierher – sagt Herr Kazimierz. Was für Büro? Herr Kazimierz Wojnowski gründete nämlich im Jahr 1970 eine Stiftung der Eheleute Maria und Kazimierz Wojnowski - das Jan-Kiepura-Kulturzentrum.

- Wenn Sie sich dafür interessieren, dann erzähle ich es Ihnen. Es gibt jede Menge Stiftungen, jemand hat eine in Warschau, In New York oder in Europa gegründet und hier gibt es einen Herrn Kazimierz Wojnowski aus der Ulica Piastowska, der ebenfalls über Phantasie, Kenntnisse und Wissen verfügt, er schickte seine Ideen durch das Land und gründete seine eigene Stiftung. Sie unterscheidet sich von den anderen dadurch, dass sie alle aus Beiträgen mehrerer Menschen entstanden. Der eine gab so viel, der andere so viel und hier dieser Herr mit dem Sie gerade sprechen [hier lacht er], hatte sein eigenes Geld, seinen eigenen Fonds und beschloss, eine Stiftung ins Leben zu rufen, um die polnische Kultur und die Jugend zu fördern, Hilfe bei Hochwasser und anderen Katastrophen zu leisten - erzählt Herr Kazimierz. Als er das sagt, holt er aus dem Hinterzimmer eine Mappe mit Briefen von Woiwoden, Bürgermeistern, Präsidenten der polnischen Städte vom Meer bis zu den Bergen, die sich für die geleistete Unterstützung bedanken.

podziękowania dla pana Kazimierza

- Sehen Sie, es schaut so aus. Ich sitze hier und plötzlich klingelt das Telefon – als er das sagt, greift er plötzlich zum Hörer. - Halo, spreche ich mit Herrn Kazimierz Wojnowski, dem Vorstand der Stiftung? Ja, am Apparat - antwortet er. - Haben Sie gestern die Nachrichten gesehen? Ja, ich habe gesehen! Also, dann helfen Sie? Ja, ich helfe! - nach dieser Vorführung legt er den Hörer ab und spricht weiter. - Und dann steige ich in das Taxi, besuche die Firmen in der Gegend und frage, ob sie die Geschädigten unterstützen können. Manchmal bekomme ich nach drei Tagen eine Antwort, mal nach zwei Wochen oder einem Monat, aber meistens kontaktieren sie mich und fragen, wie sie helfen können – sagt er.

Ein großes Herz, das schon viele kennen

Um die Güter und den Transport kümmert er sich persönlich. Er fährt auch selbst an den Ort, wo die Unterstützung benötigt wird und beaufsichtigt selbst die Entladung. Er half bei Hochwasser, Bränden und anderen Katastrophen, die Polen heimgesucht haben. Seine Hilfe kam unter anderem der Region um Kielce zugute, wo er eine durch das Hochwasser zerstörte Bibliothek der Gemeinde und eine Musikschule wiederaufbauen ließ. Außerdem unterstützt er mit Sachspenden mehrere Grundschulen in Polen.

Im 2013 überreichte ihm die Bildungskuratorin der Woiwodschaft Świętokrzyskie Małgorzata Muzoł die Statuette des "Freundes der Bildung der Woiwodschaft Świętokrzyskie". Es ist eine besondere Auszeichnung, vorbehalten für Menschen, die entscheidend für die Entwicklung und Qualität der Bildung in dieser Woiwodschaft beigetragen haben. In der Gemeinde Pierzchnica, aus der er stammt, wurde er zum Ehrenbürger ernannt, als Dank für die Unterstützung der dortigen Schulen, die mittlerweile bei mehreren hundert Tausend Zloty liegt. Sein großes Herz kennen auch Kranke, Arme und Katastrophenopfer in Litauen, Armenien, Bosnien und Herzegowina oder Tschetschenien.

"Ich beklage mich nicht!"

Herr Kazimierz strahlt trotz seines Alters vor Energie und Optimismus. Er spricht gerne die Kunden an, die sich ebenso gern zum Gespräch verführen lassen. - Herr Kazimierz, ich war gestern bei ihnen, in der Früh und am Nachmittag und Sie waren nicht da! - beklagt sich eine Stammkundin des kleinen Ladens in der ul. Piastowska. - Sehen Sie, und ich habe Sie gesucht- antwortet der Breslauer humorvoll. Auf Fragen "Wie steht es mit der Gesundheit, Herr Kazimierz?", "wie geht’s ?", "wie läuft’ s", "wie läuft das Geschäft?", antwortet er stets mit einem Lächeln: ich beklage mich nicht! Auf die Frage, warum macht er das alles, fährt, hilft, antwortet er: "Der Mensch ist so viel wert, wie viel der den anderen helfen kann ".

Kazimierz Wojnowski

Über Herr Kazimierz Wojnowski könnte man ein Buch schreiben. Er selbst erzählt gerne, wie er die Tanzabende in Monopol oder KDM am Pl. Kościuszki besuchte und wie das Orchester extra für ihn spielte, da sie wussten, dass er wie immer großzügig sein wird. Über seine Reisen, über Menschen, die er kennengelernt hat und über jene, denen er geholfen hat. In seinem Laden oder wie er selbst gerne sagt, im Sitz seiner Stiftung, verbringe ich gute drei Stunden, und finde dennoch, dass der Besuch viel zu kurz war.

Und übrigens! Zurück zu dieser jungen Dame vom Anfang unserer Erzählung. Sie hat sich schließlich für einen hellen Kartonbogen und eine Geschenkschleife entschieden.

ulaj

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