Die Parks kennen wir schon, allerdings in unserer Stadt gibt es auch Wälder. Insgesamt gibt es 2194 ha staatliche, städtische oder private Waldflächen. Fast die Hälfte befindet sich unter der Obhut der Verwaltung der Städtischen Grünflächen (poln. Zarząd Zieleni Miejskiej).
- Von der Stadtmitte am nächsten liegen der prachtvolle Wald Las Pilczycki bei Kozanów oder Las Rakowiecki in Niskie Łąki – zählt Andrzej Nowak auf, der über die Breslauer Wälder fast alles weiß. Zusammen mit Mirosław Maziarz ist er bei der Verwaltung der Städtischen Grünflächen für alles verantwortlich, was mit den Wäldern zu tun hat. In der amtlichen Nomenklatur werden sie zwar als Inspektoren bezeichnet, doch in der Praxis gleicht ihre Arbeit deren eines Försters.
Den kürzesten Weg zu den städtischen Wäldern haben die Bewohner der westlichen und nordwestlichen Stadtteile – z.B. von Psie Pole, Zakrzów, Osobowice, Maślice oder Leśnica. Generell gesehen, haben die Breslauer nicht sehr weit zu einem Wald. Vom Ring sind es nur 10 km.
Pilze sammeln
Die Bewohner von Nowy Dwór oder Muchobór sammeln die Pilze in einem jungen Wald in der ul. Graniczna (gemeint ist der Komplex des Parks Tysiąclecia, der aus zwei Teilen besteht – dem Waldteil 44 ha, der bereits vorhanden ist und dem stufenweise angelegtem Park- und Erholungsbereich).
- Ich finde dort die roten Birkenpilze oder Butter-Röhrlinge – sagt Herr Jan, der in der ul. Budziszyńska wohnt und fügt hinzu, er habe "seine" Plätze, die er aber nicht verraten will. Viele Leute sammeln Pilze, verstecken sie jedoch gleich in die Taschen und prahlen nicht damit.
In den städtischen Wäldern kann man prachtvolle Steinpilze (sie bevorzugen Eichenwälder) und Braunkappen finden. Viele bedauern, dass es dort keine Heidelbeeren gibt (sie wachsen in den Nadelwäldern, während es bei uns meistens Laubwälder gibt).
Die Biber kehren nach Breslau zurück
Zu ihrem Lieblingsort haben vor allem die Wildschweine die Breslauer Wälder gemacht (ca. 1000 Stück), es gibt Rehe (ca. 400 Stück) Fasane, Füchse und immer mehr Hasen.
- In der letzten Zeit gibt es Biber. Sie bauen in Breslau ihre Burgen am Fluss Bystrzyca. Es sind sehr seltene Tiere, die unter Artenschutz stehen. Das es sie in der Stadt gibt, ist eine Sensation - bemerkt Andrzej Nowak.
Was die Vögel betrifft, so kann man in den Breslauer Wäldern Habichte, Falken, Mäusebussarde, Spechte oder Eulen antreffen.
Wälder in Breslau – es wird mehr davon geben
Insgesamt bestehen die Breslauer Wälder aus 120 Komplexen mittlerer Größe, ca. 18 ha. Zu den größten gehören - Las Mokrzański (617 ha), Rędziński (408 ha), Ratyński (265 ha) Strachociński (140 ha), Osobowicki (128 ha), Zakrzowski (86 ha) oder Pilczycki (82 ha). Dazu kommen noch die Waldanbauflächen in der ul . Kosmonautów. Es sind "neue" Wälder, die noch wachsen, mit frischen Setzlingen. Sie brauchen 15-20 Jahre, bis sie „erwachsen“ sind und zu Wäldern im eigentlichen Sinne werden sie erst in einem halben Jahrhundert.
Neue Wälder werden meistens auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen angelegt. Zum größten neuen Komplex entwickelt sich momentan der Bereich um Opatowice – er soll 150 ha umfassen, 40 ha wurden bereits bewaldet. Weitere Wälder entstehen im Bereich von Świniary, auf den ehemaligen Bewässerungsflächen. Im Durchschnitt bekommen wir jährlich /ca./ 10 ha Wald mehr.
- Wir pflanzen vor allem Laubbäume ein. Meistens ist es die Eiche, da es ihr natürlicher Lebensraum ist. Im Oderbruch gab es immer Eichen bzw. Esche- und Ulmenwälder. Sie werden durch den guten Boden begünstigt – erzählt Andrzej Nowak.
In den Wäldern besteht eine /Natur- und Waldaufteilung in Bezirke /. Das bedeutet, dass man in Breslau keine Setzlinge einpflanzen kann, die z.B. aus der Gegend von Warschau oder Thorn stammen. Man verwendet nur die, die im Umkreis von 40 km wachsen.
Was kostet ein Wald?
Der Grund in den Städten ist teuer so wäre es am günstigsten, denkt man an den städtischen Haushalt, ihn für Baugrundstücke zu verwenden.
- Das geht nicht. Man kann nicht alles bebauen. Wir brauchen auch einen Platz zum Atmen. Deswegen versuchen wir stets, die Waldflächen zu vergrößern - bemerkt Andrzej Nowak.
Die Bewaldung von 1 ha in der Stadt kostet ca. 25 Tsd. PLN. Die besonders wichtige Frühpflege von 3 Jahren ist mit einer Ausgabe von weiteren 30 Tsd. PLN verbunden.
Wissen Sie, dass die Großstädte über die meisten Wälder verfügen?
Die Antwort ist eine Überraschung – zu den "Waldspitzenreitern" gehört Katowice (ca. 40 Proz. Fläche bilden Wälder) zu dieser Gruppe zählen aber auch Stettin und Danzig (ca. 30 Proz.).
- Breslau wird zwar als eine grüne Stadt bezeichnet, was auch stimmt, unsere Waldflächen sind allerdings gering, ca. 7,5 Proz. Auf einer vergleichbaren Höhe liegen Posen (ca.14 Proz.), Łódź (ca. 10 Proz.) oder Krakau (4,5 Proz.) - zählt Andrzej Nowak auf und fügt hinzu, dass vor dem Krieg die Bewaldung vernachlässigt wurde, die Wälder wurden gerodet als die Stadt größer wurde.
Der Wald ist kein Park
Es kommt vor, dass ein Park unmittelbar an einen Wald grenzt und dann kann es Probleme geben. Die städtischen Ordnungshüter bekommen Anrufe von den Spaziergängern mit der Bitte um Intervention. Die aufgebrachten Bewohner beschweren sich, dass sie über liegende Äste stolpern bzw. keine Bank finden, um auszuruhen. Sie wissen gar nicht, dass sie von einem Wald, nicht von einem Park sprechen. Womit unterscheidet sich ein Park von einem Wald? Um es kurz zu fassen – der Wald ist "wilder" und hat mehr Bäume, im Durchschnitt mehr als 300 pro Hektar.
Jarek Ratajczak